Der Anbau von Cannabis hat in den letzten Jahren enorm an Aufmerksamkeit gewonnen – sei es durch die wachsende Legalisierungsdebatte, medizinische Nutzung oder den Hype um Home-Growing. Doch so spannend die Thematik ist, so ernst sind auch die rechtlichen Konsequenzen, wenn jemand Cannabis ohne Genehmigung anbaut. In Deutschland gilt der Anbau von Cannabis nach wie vor als Straftat, sofern keine spezielle Erlaubnis der Bundesopiumstelle vorliegt.

In diesem Artikel erfährst du alles über die Strafen für illegalen Anbau, wie Gerichte diese einordnen, welche Unterschiede es je nach Menge und Situation gibt, und worauf man achten sollte. Wir liefern dir eine klare Übersicht mit Beispielen, Tabellen und praxisnahen Erklärungen – damit du die rechtliche Lage wirklich verstehst.


Warum der Anbau von Cannabis in Deutschland (noch) illegal ist

Bevor wir uns die Strafen für illegalen Anbau im Detail ansehen, lohnt sich ein Blick auf die Rechtslage.

  • Gesetzliche Grundlage: Cannabis ist im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) geregelt. Dort gilt Cannabis – trotz Legalisierungsdiskussion – als verbotenes Betäubungsmittel.

  • Ausnahmen: Nur mit einer speziellen Genehmigung, z. B. für medizinische Zwecke oder Forschung, darf Cannabis legal angebaut werden. Private Homegrower haben in Deutschland aktuell keine legale Grundlage.

  • Politische Entwicklung: Zwar ist die Teil-Legalisierung in Arbeit, doch bis zur endgültigen Umsetzung gelten die bisherigen Vorschriften.

Das bedeutet: Wer Cannabis anbaut, bewegt sich rechtlich auf sehr dünnem Eis und muss mit ernsthaften Konsequenzen rechnen.


Strafen für illegalen Anbau: Welche Faktoren spielen eine Rolle?

Die Gerichte unterscheiden bei der Strafzumessung zwischen verschiedenen Faktoren. Nicht jeder Fall wird gleich bewertet.

Wichtige Kriterien bei der Strafhöhe

  1. Menge der Pflanzen oder Blüten

    • Kleine Menge: wenige Pflanzen für Eigenbedarf

    • Große Menge: professionelle Indoor-Anlagen mit vielen Pflanzen

  2. Zweck des Anbaus

    • Eigenkonsum vs. Weiterverkauf (Handel)

  3. Vorstrafen und Umstände

    • Ersttäter vs. Wiederholungstäter

    • Kooperation mit Behörden

  4. Professionelle Ausstattung

    • Lampen, Belüftungssysteme, Dünger: Je professioneller, desto eher wird von einer nicht geringen Menge ausgegangen.


Typische Strafen für illegalen Anbau von Cannabis

Hier eine Übersicht der gängigen Strafrahmen nach deutschem Recht:

Situation Strafmaß (in der Regel)
1–2 Pflanzen für Eigenbedarf Geldstrafe, evtl. Einstellung des Verfahrens (§ 31a BtMG)
Mehrere Pflanzen, kein Verkauf Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahren
Anbau in größerem Stil (z. B. Indoor-Grow mit vielen Pflanzen) Freiheitsstrafe ab 1 Jahr (Mindeststrafe bei „nicht geringer Menge“)
Kommerzieller Anbau / Handeltreiben Freiheitsstrafe von 2 bis 15 Jahren
Wiederholungstäter Deutlich höhere Strafen, oft keine Bewährung mehr

👉 Wichtig: Schon wenige Pflanzen können als Straftat gelten. Die Grenze zwischen „Eigenbedarf“ und „professionellem Anbau“ ist fließend.


Was bedeutet „nicht geringe Menge“ beim Cannabis-Anbau?

Ein zentraler Begriff in Strafverfahren ist die sogenannte nicht geringe Menge.

  • Gesetzlich festgelegt: 7,5 Gramm THC gelten als Grenze.

  • Praktische Auswirkung: Da THC-Gehalt von Pflanzen schwankt, reichen oft schon ca. 200–300 g Blüten, um diese Grenze zu überschreiten.

  • Konsequenz: Wer über dieser Menge liegt, riskiert eine Freiheitsstrafe ab einem Jahr, ohne Bewährung.

Beispiel:

  • 2 Pflanzen mit niedrigem THC-Gehalt → meist noch unter der Grenze.

  • 10–15 Pflanzen mit guten Erträgen → schnell weit darüber.


Unterschiede zwischen Eigenbedarf und Handel

Die Strafverfolgung unterscheidet klar, ob jemand nur für sich selbst anbaut oder mit der Absicht, Cannabis zu verkaufen.

  • Eigenbedarf

    • milder bewertet

    • oft nur Geldstrafe oder Bewährungsstrafe

    • in manchen Fällen Verfahrenseinstellung bei kleiner Menge

  • Handel / Abgabe an Dritte

    • deutlich härtere Strafen

    • Mindeststrafe: 1 Jahr Freiheitsstrafe

    • bei organisiertem Handel oder großem Umfang: mehrere Jahre Gefängnis

👉 Auch das Teilen mit Freunden kann rechtlich schon als Abgabe gelten und damit als schwerwiegender gewertet werden.


Praxisbeispiele: Wie Gerichte urteilen

Damit die Theorie greifbarer wird, hier einige Beispiele aus realen Fällen:

  1. Student mit 3 Pflanzen auf dem Balkon

    • THC-Gehalt niedrig, keine Vorstrafen

    • Urteil: Einstellung gegen Geldauflage (500 €)

  2. Hobby-Gärtner mit 12 Pflanzen Indoor

    • Professionelles Equipment, 1,2 kg Ertrag möglich

    • Urteil: 1 Jahr und 6 Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung

  3. Kommerzieller Grow mit 100 Pflanzen

    • Absicht zum Weiterverkauf eindeutig

    • Urteil: 5 Jahre Gefängnis

Diese Beispiele zeigen: Die Strafen hängen stark vom Einzelfall ab.


Nebenstrafen und Konsequenzen

Neben der eigentlichen Strafe drohen weitere Folgen:

  • Führerscheinentzug (auch ohne Autofahrt, wegen „Charakterzweifel“)

  • Hausdurchsuchung und Beschlagnahmung

  • Eintrag ins Führungszeugnis

  • Probleme bei Jobsuche oder Auslandsreisen

Für viele Betroffene sind diese Nebenfolgen oft schlimmer als die eigentliche Strafe.


Tipps: Was tun bei einer Anzeige wegen illegalem Anbau?

Solltest du oder jemand aus deinem Umfeld mit dem Vorwurf konfrontiert werden, sind diese Schritte wichtig:

  1. Keine Aussagen ohne Anwalt

    • Aussage verweigern, bis ein Anwalt eingeschaltet ist.

  2. Rechtsanwalt für Betäubungsmittelrecht kontaktieren

    • Spezialisierte Anwälte kennen die Spielräume für milde Strafen.

  3. Kooperation kann hilfreich sein

    • Geständnis und Kooperation führen oft zu Strafmilderung.

  4. Nicht bagatellisieren

    • Auch kleine Mengen können ernsthafte Konsequenzen haben.


Vergleich: Strafen im Ausland

Ein kurzer Blick über die Grenzen zeigt, wie unterschiedlich die Gesetze sind:

  • Niederlande: Besitz kleiner Mengen toleriert, Anbau trotzdem strafbar.

  • Spanien: Private Clubs und Homegrow (in kleinem Umfang) möglich.

  • USA: Je nach Bundesstaat legal oder streng verboten.

  • Tschechien: Kleine Mengen entkriminalisiert, größere Mengen strafbar.

Das macht deutlich: Deutschland ist im internationalen Vergleich eher streng.


Zukünftige Entwicklung: Legalisierung und Cannabis Clubs

Die geplante Legalisierung sieht Cannabis Social Clubs vor, in denen Anbau für Mitglieder legal möglich sein könnte. Bis dahin gilt jedoch:

  • Anbau bleibt strafbar

  • Nur Besitz kleiner Mengen (voraussichtlich bis 25 g) wird bald legal sein

  • Wer jetzt anbaut, riskiert Strafen, auch wenn sich die Gesetze bald ändern könnten


Fazit: Strafen für illegalen Anbau sind kein Kavaliersdelikt

Der illegale Anbau von Cannabis ist in Deutschland weiterhin eine Straftat mit erheblichen Konsequenzen. Schon wenige Pflanzen können ernsthafte rechtliche Probleme verursachen – von Geldstrafen über Gefängnisstrafen bis hin zu Führerscheinverlust.

Wer sich für Cannabis interessiert, sollte die aktuellen Gesetzesänderungen genau verfolgen und keinesfalls unüberlegt handeln. Mit der kommenden Legalisierung eröffnen sich zwar neue Möglichkeiten, doch solange die Gesetze noch nicht vollständig umgesetzt sind, gilt: Finger weg vom illegalen Anbau!

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