Cannabis gewinnt in der medizinischen Forschung zunehmend an Bedeutung, insbesondere bei der Behandlung von Krebs. Patienten leiden häufig unter Schmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen, die klassische Therapien nur unzureichend lindern können. Hier kommt Cannabis bei Krebs ins Spiel: Zahlreiche Studien untersuchen die Wirkung von Cannabinoiden auf Tumore, Nebenwirkungen von Chemotherapie und Lebensqualität der Patienten.
In diesem umfassenden Guide erfährst du alles Wissenswerte über den aktuellen Forschungsstand, welche Cannabispräparate untersucht werden, welche Wirkungen dokumentiert sind und welche Risiken bestehen.
Wie Cannabis bei Krebs wirkt – die Grundlagen
Cannabis enthält über 100 Cannabinoide, von denen THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) am intensivsten erforscht sind.
Wirkmechanismen:
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Schmerzlinderung
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THC bindet an CB1- und CB2-Rezeptoren im Nervensystem und reduziert die Schmerzempfindung.
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Antiemetische Wirkung
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Cannabis kann Übelkeit und Erbrechen, typische Nebenwirkungen von Chemotherapie, deutlich reduzieren.
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Appetitanregung
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THC steigert die Ausschüttung von Ghrelin und stimuliert den Hunger.
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Entzündungshemmung
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CBD wirkt antiinflammatorisch und kann die Tumorumgebung positiv beeinflussen.
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Antitumorale Effekte (experimentell)
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Zellstudien zeigen, dass Cannabinoide das Wachstum bestimmter Tumore hemmen können.
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Ergebnis: Cannabis kann sowohl Symptome lindern als auch potentiell das Tumorwachstum beeinflussen – wobei die klinische Evidenz für letzteres noch begrenzt ist.
Aktuelle Studienlage zu Cannabis bei Krebs
Die Forschung unterscheidet zwischen präklinischen Studien (Labor und Tiermodelle) und klinischen Studien (Menschen).
Präklinische Studien
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Cannabinoide hemmen in Zellkulturen das Wachstum von Brust-, Lungen- und Darmkrebszellen.
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THC kann Apoptose (programmierter Zelltod) in Tumorzellen auslösen.
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CBD moduliert Signalwege, die Tumorwachstum fördern.
Klinische Studien
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Schmerzkontrolle
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THC/CBD-Kombinationen lindern therapieresistente Schmerzen bei Krebs.
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Patienten berichten von besserer Lebensqualität und reduzierter Opioidabhängigkeit.
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Übelkeit und Erbrechen
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Studien belegen, dass THC-haltige Präparate wie Dronabinol und Nabiximols Übelkeit signifikant reduzieren.
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Wirkung besonders bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit stark.
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Appetitsteigerung
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THC steigert den Hunger bei Krebspatienten, unterstützt Gewichtszunahme.
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Besonders relevant bei HIV/AIDS oder Kachexie durch Tumorerkrankungen.
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Tumorhemmung (experimentell beim Menschen)
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Erste kleine Studien zeigen Hinweise auf Tumorwachstumsverzögerung.
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Große randomisierte Studien fehlen bislang.
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Welche Cannabispräparate werden bei Krebs untersucht?
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THC-haltige Medikamente: Dronabinol, Nabilon
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CBD-Öle: Entzündungshemmend, angstlösend
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Kombinationen: Nabiximols (Sativex) – 1:1 THC/CBD
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Inhalation vs. orale Einnahme: Abhängig von gewünschter Wirkung (schnelle Schmerzlinderung vs. langfristige Effekte)
Tabelle: Präparate und Anwendungsbereiche
| Präparat | Wirkstoff | Indikation | Anmerkung |
|---|---|---|---|
| Dronabinol | THC | Übelkeit, Appetitlosigkeit | oral, rezeptpflichtig |
| Nabilon | THC-Analog | Chemotherapie-induzierte Übelkeit | oral |
| Nabiximols (Sativex) | THC/CBD | Schmerzen, Spastik | Mundspray, 1:1 Verhältnis |
| CBD-Öl | CBD | Entzündungen, Angst, Schlaf | Nahrungsergänzung, Studienlage noch begrenzt |
Wirkung von Cannabis bei Krebs – Erfahrungsberichte
Viele Patienten berichten über deutliche Symptomverbesserungen:
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Reduktion von Übelkeit und Erbrechen
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Verbesserter Schlaf
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Mehr Appetit und Gewichtszunahme
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Weniger Schmerzen und geringerer Bedarf an Opioiden
Wichtig: Die Wirksamkeit ist individuell unterschiedlich – nicht jeder Patient reagiert gleich.
Nebenwirkungen und Risiken
Wie jedes Medikament hat Cannabis Nebenwirkungen, die vor der Anwendung abgewogen werden müssen:
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Psychoaktive Effekte (THC) – Euphorie, Angst, Paranoia
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Müdigkeit und Schläfrigkeit
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Mundtrockenheit, rote Augen
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Wechselwirkungen mit Medikamenten wie Blutverdünnern oder Chemotherapeutika
Sicherheitstipps:
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Ärztliche Begleitung ist Pflicht
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Beginn mit niedriger Dosierung
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THC-reiche Präparate vorsichtig anwenden
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CBD kann psychoaktive Effekte abmildern
Integrative Therapie: Cannabis als Teil der Krebstherapie
Cannabis ersetzt keine Standardtherapie, kann aber ergänzend eingesetzt werden:
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Symptomlinderung während Chemotherapie
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Unterstützung bei Gewichtsverlust
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Reduktion von Stress, Angst und Depressionen
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Verbesserung der Lebensqualität
Ziel ist eine individuelle, patientenorientierte Therapie, die klassische Behandlungsmethoden ergänzt.
Forschungslücken und zukünftige Studien
Trotz vielversprechender Ergebnisse gibt es weiterhin Forschungsbedarf:
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Große, randomisierte klinische Studien zu Tumorhemmung beim Menschen
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Langzeitwirkung und Sicherheit bei chronischem Konsum
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Optimale Dosierung und Verabreichungsform
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Kombination mit Chemotherapie oder Immuntherapie
Praxis-Tipps für Patienten
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Vor Einsatz mit behandelndem Arzt absprechen
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Start mit niedriger THC-Dosis
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Beobachten der Wirkung auf Übelkeit, Schmerzen und Appetit
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CBD-Öle zur Nebenwirkungsreduktion erwägen
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Seriöse Präparate aus kontrollierter Herstellung verwenden
Tabelle: Symptomorientierte Anwendung von Cannabis bei Krebs
| Symptom | Empfohlene Präparate | Anwendung |
|---|---|---|
| Übelkeit/Erbrechen | Dronabinol, Nabilon | oral, vor Therapie |
| Schmerzen | Nabiximols, THC-Öl | Spray oder oral |
| Appetitlosigkeit | THC-reiche Öle | sublingual oder Edibles |
| Schlafstörungen | CBD-Öl, THC in niedriger Dosis | abends |
| Angst/Stress | CBD-Öl | über den Tag verteilt |
Fazit: Cannabis bei Krebs – Chancen und Grenzen
Die Studienlage zeigt klar, dass Cannabis bei Krebs vor allem zur Symptomlinderung eingesetzt werden kann:
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Schmerzreduktion, Übelkeit, Appetitsteigerung – dokumentiert in zahlreichen Studien
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Antitumorale Effekte – experimentell, bisher nur in präklinischen Modellen
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Individuelle Wirkung und Nebenwirkungen variieren stark
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Ärztliche Begleitung ist unerlässlich
Cannabis kann die Lebensqualität von Krebspatienten erheblich verbessern, ersetzt aber nicht die Standardtherapie. Die Forschung zeigt Potenzial – zukünftige klinische Studien werden weitere Erkenntnisse liefern.


